(mit Beispielen aus den "Unterrichtsempfehlungen für den bilingualen Geschichtsunterricht an den Realschulen in Nordrhein-Westfalen", Arbeitsgruppe BIRS Geschichte, Köln, 1995)
A. Handlungsorientierte Arbeitsaufgaben für Schüler (Pupils' Activities)
"Aktives Lernen in Gruppen-, Partner- und Einzelarbeit mit historischen Texten kann geschehen, indem die Schüler Randbemerkungen zum Text notieren, Wörter unterstreichen, Überschriften suchen, Fragen formulieren oder den Text in ihre eigene Sprache umschreiben. Im bilingualen Geschichtsunterricht ist diese Art der Textarbeit auch deshalb zu befürworten, weil das Verstehen der englischen Texte häufig erhöhte Anforderungen an die Schüler stellt. Zur Vertiefung von historischen Fakten eignen sich Schnippeltext, die die Schüler in Partnerarbeit chronologisch ordnen, oder Geschichtsrätsel, die ein Gruppe selbst anfertigt und an eine andere Gruppe zur Lösung verteilt. Ein Lückentext, der mit der Aufforderung an die Schüler ausgegeben wird, die eventuell fehlenden Wörter an der richtigen Stelle zu ergänzen, veranlaßt sie, den Text sehr genau zu lesen und zu diskutieren und ihre Meinung zu begründen. Solche Arbeitsaufträge lassen sich je nach Sprachkompetenz der Schüler sehr unterschiedlich gestalten. Eine weitere Möglichkeit des handlungsorientierten Umgangs mit Texten ist das Umschreiben in ein Hörspiel oder eine Geschichtserzählung. Ein Interview mit einer historischen Person vorzubereiten und durchzuführen, bedeutet ebenfalls intensive am besten in der Gruppe zu leistende Arbeit. Hierbei ist allerdings schon eine gute Kenntnis der englische Sprache Voraussetzung.
Andere Texte eignen sich zur Erschließung mit bildlichen oder graphischen Mitteln. Dies kann dadurch geschehen, daß die Schülerinnen und Schüler überlegen, ob vom Lehrer verteilte Bilder die Textaussage unterstützen oder erweitern. Eine Steigerung der Anforderungen ist die eigenständige Gestaltung einer Karikatur oder eines Cartoons zu einem Geschichtstext.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in der Gruppe freier und scheuen sich weniger, Fehler zu machen. Die Frage nach den zwei oder drei wichtigsten Aussagen eines Textes wird in den einzelnen Gruppen zu verschiedenen Antworten führen. Über das Ergebnis kann die Klasse dann diskutieren."
B. Kommunikative Methoden
I) Role Play and Simulation Play
"Durch Rollenspiel und Simulation wird es den Schülerinnen und Schülern erleichtert, sich mit historischen Charakteren zu identifizieren, sich Schauplätze, Entscheidungsprozesse, Ereignisse, Konferenzen, Reaktionen und Gegenreaktionen besser vorzustellen, ja eben 'einzusteigen'. Es baut Distanzen zum historisch Fernen und zu fremden Situationen ab und erweitert, indem es die Schülerinnen und Schüler zu spielerischen Handlungs- und Entscheidungsträgern macht, deren Handlungskompetenz. Eine derartige Identifizierung und Nachahmung greift einen bekannten, vorhandenen Bestandteil kindlichen Spiels und jugendlicher Phantasie auf. Wenn diese natürliche Neigung in den Geschichtsunterricht eingebracht werden kann, bereichert sie die Qualität des Lernprozesses und macht Geschichte nachvollziehbar.
Um ernsthaft in der Lage zu sein, die Reaktionen historischer Personen zu verstehen, das Bild eines historischen Ereignisses heraufzubeschwören, also sozusagen mit den Augen einer historischen Gestalt zu schauen und aus ihrer Sicht zu urteilen, müssen sich die Schülerinnen und Schüler in die Plätze und Gegebenheiten, Ereignisse, Personen hineinversetzen.
Dennoch soll das Ziel des Simulationsspiels nicht die Reproduktion sein, das Rollenspiel korrespondiert nicht notwendigerweise mit dem 'wirklichen' historischen Ereignis oder Zustand, das Ergebnis entspricht möglicherweise auch nicht dem damals erzielten.
Wenn die Simulation und das Rollenspiel mit einer guten Vorbereitung durchgeführt werden, kann Geschichte auch durch den Vergleich zwischen Simulationsergebnis und dem 'wirklichen' historischen Ergebnis gelernt werden. Diese Arbeitsweise kann Schülerinnen und Schülern das Gefühl und das Verstehen von Unsicherheiten, Unwägbarkeiten und ungeklärten Fragen in der Geschichte geben.
Der Lehrer hilft den Schülerinnen und Schülern, mittels ihrer Vorstellungskraft Vergangenheit zu erleben. Dieses bedeutet sorgfältige Vorüberlegungen und Vorbereitungen. Spontanietät auf Seiten der Schülerinnen und Schüler ist sehr erwünscht, der Lehrer sollte sich jedoch auf 'festem Boden' bewegen, d.h. er muß die Plätze, Gegebenheiten, Beziehungsgeflechte und Gefühlsebenen den Schülerinnen und Schülern bewußt machen.
Der Erfolg dieser motivierenden Arbeitsmethode hängt zu einem wesentlichen Teil von der Überzeugungskraft des Lehrers ab. Hier wie auch im bilingualen Geschichtsunterricht allgemein sollte für die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bestehen, sich auch der Muttersprache zu bedienen, damit der Gedanken- und Redefluß nicht unterbrochen werden muß, weil der Schüler sich in einer bestimmten Situation nicht in der Zielsprache ausdrücken kann."